Sonntag, 28. Juni 2015

Trinkgeld

Als kleiner Junge habe ich schon von meinem Großvater gelernt, wie wichtig es ist, Trinkgeld zu geben. Er war - was es heute kaum noch gibt - ein Grand Seigneur. Mit ihm in ein Restaurant zu gehen, ließ mich nicht nur gutes Essen verstehen, sondern auch, was es heißt, als Gast respektiert zu werden. Es käme nicht darauf an, wie hoch das Trinkgeld sei, sondern wie es dargereicht werde. Er gab gutes Trinkgeld nie herablassend oder gönnerhaft, sondern mit der Geste besonderer Zufriedenheit. War er einmal unzufrieden, was wegen seiner Aura selten genug vorkam,  dann war eine Minute später der Chef bei ihm und fragte, was denn gewesen sei.

Mein Vater war genau das Gegenteil. Da ihm Geld nicht allzu viel bedeutete, bekam der Mann, der beruflich mit gewaltigen Vermögenswerten umzugehen hatte, von meiner Mutter, die eine wahrhafte Geldjongleurin war, quasi ein winziges Taschengeld zugeteilt, dass er meist unachtsam als Knitterknäuel mit Knöpfen und Gummibändern aus der Tasche zog. Einmal sind nur wir zwei zusammen verreist. Am dritten Tag übernahm ich die Reisekasse, weil er wohl mit seiner nicht nachgeprüften "Stimmt-so-Aufrundung" schon an die hundert Mark Trinkgeld verabreicht hatte...

Ob Tip, Mancia, Point oder Bakschisch, sobald ich mir Dienstleistungen leisten konnte, bekamen Dienstleister von mir ein angemessenes Trinkgeld. Egal in welchem Land ich unterwegs war, machte ich mich vorher mit den dortigen Sitten vertraut und erfuhr dabei einiges über den jeweiligen Volkscharakter.

Was ich bis heute nicht ausstehen kann, ist, wenn mir das Trinkgeld quasi durch Gesten abverlangt oder gar fast schon erpresserisch von Staatsdienern eingefordert wurde. In Ostasien kam man damals kaum durch Passkontrollen, wenn zwischen den Seiten beim Visum nicht ein kleiner Schein lag. In den USA - besonders an der Ostküste - schrien einem die Bedienungen nach, wenn ihnen das Trinkgeld nicht hoch genug war. Meistens verweigerte ich denen die üblichen zehn Prozent, die mich zuvor unverschämt oder respektlos behandelt hatten.

Dann wiederum gab es Situationen, in denen ich regelrecht beschämt wurde, weil ich aus Anerkennung für tagelange aufopfernde Dienste ein Extra geben wollte, das quasi empört abgelehnt wurde.

Als wir nach Ligurien zogen, nahm ich an, Trinkgeld sei hier genau so üblich wie nördlich des Appenins. Da bekam ich von meiner Freundin und Nachbarin Petronella, die ich nach komplizierten Behördengängen gerne zum Essen einlud, aber gehörig den Kopf gewaschen. Denn bis vor kurzer Zeit war hier das Trinkgeld noch völlig unüblich. Die Einheimischen ärgerten sich sehr über Touristen und Ausländer, die diese Sitte verdarben. Ich gehörte immer zu denen. Vor allem als ich erfuhr, mit welchen lausigen Löhnen hier im Gastgewerbe operiert wird.

Die Zweitbeste und ich haben etwa ein Dutzend Stamm-Restaurants, die wir regelmäßig besuchen. Um denen, die keinen Gesichtsverlust erleiden wollen, die Dankbarkeit für guten Service zu erleichtern, steht heute in ihnen meist in der Nähe der Kasse eine Sparbüchse. Wenn beispielsweise bei  Carlotta am Hafen jemand etwas in diese Büchse per il personale wirft, sagt sie nur kurz "Ragazzi!" und es ertönt von denen, die vom Service in der Nähe sind, ein vielstimmiges "Grazie Mile".

Gestern nun erlebten wir etwas besonderes, das diesen Post erst animierte. Beim "Pizza-Weltmeister" in Santo Stefano (über dessen gutes und vielseitiges Angebot wurde hier schon berichtet) wurden wir Ohrenzeuge einer besonders raffinierten Einrichtung. Kaum hatte die Zweitbeste einen Schein in der Büchse versenkt, drückte der Patrone einen Knopf an der Kasse, und aus allen Lautsprechern der Stereo-Anlage ertönte bis nach draußen auf den Badestrand: "Mile, mile grazie e buona giornata!"

Donnerstag, 25. Juni 2015

Der Gianni muss raus!

Sie lässt ja nichts unversucht - die Seelensammlerin. Alle Jahre wieder kommt sie vor dem Höhepunkt der Johanneswoche auf die Piazza, um mich - den Agnostiker - als Träger für den Notfall in Bereitschaft zu versetzen. Denn nicht nur unten am Meer ist die Prozession um Giovanni Batista der Höhepunkt der Festwoche. Auch hier oben im Borgo ist die Kirche am alten Ortseingang Johannes dem Täufer gewidmet. Und deshalb gibt es hier auch ein Prozessiönchen.

Aber im Gegensatz zu dem Andrang am Meer, bei dem viele Szenen aus der biblischen Geschichte von ausreichend vielen Freiwilligen bei Bruthitze durch die Menschenmassen in der Altstadt getragen werden, scheint das hier oben langsam zur lästigen Pflicht zu werden.

Aber der Gianni muss raus. Auf Teufel komm raus - wenn man das so sagen darf. Und da fragt sie dann eben auch den Ungläubigen, der mit dem dritten Vornamen ausgerechnet Johannes heißt. Selbst eine halbstündige Diskussion riskiert sie und erfährt, wieso ich mich mit dem Glauben so schwer tue. Wieso mir ausgerechnet die blutrünstigen Geschichten des Täufers und des Heiligen Sebastians schon als frisch in Bayern angesiedeltem Bub eine Heidenangst vor Gott eingejagt hatten? Immerhin hat der ja auch seinen eigenen Sohn auf ziemlich bestialische Weise töten lassen. Wenn ich dann noch die vielen Religionskriege bis hinein in unsere Tage anspreche, läuft die Signora heiß vor Leidenschaft. Das seien eben die sündigen Menschen und nicht der Wille des Creatore.

Was soll ich lange rumreden? Natürlich hat sie mir wieder die Trage-Bereitschaft abgerungen.

Die "allerkatholischste" Zweitbeste, die bei solchen Zeremonien nicht fehlen darf, nahm ihr Handy mit, und ich wartete dann dennoch vergebens auf einen Notruf. Was in mir den Verdacht weckt, dass allein die Androhung, dass ein ehemaliger Protestant aus dem hohen Norden den Gianni mit rausschleppen könnte, reicht, um die Kräfte der Überlebenden noch einmal zu mobilisieren.

Diesmal waren es inklusive reichlich genervtem Pfarrer 16 Gläubige, die den Gianni für ein paar Gebete die 60 Meter hinunter auf unseren Parkplatz trugen. Die zweite Kopfstimme beim Vorsingen fehlte, und den Klingelbeutel wollte auch keiner herum reichen.

Es scheint nur noch ein Frage der Zeit, bis mein Drittnamens-Vetter doch noch auf meine auch bereits schwindenden Körperkräfte angewiesen sein wird.

Wer's glaubt wird selig.

Montag, 22. Juni 2015

Italiener und Griechen

Egal, wie die Entscheidung der europäischen Staatsführer heute Abend ausgeht, die vereinigten Staaten von Europa haben zur Freude anderer Wirtschaftsräume zunächst einmal einen dauerhaften Image-Schaden davon getragen.

Eine Zustimmung zur Rettung Griechenlands nach den erneut eingereichten Vorschlägen ändert im Prinzip kaum etwas an der Schulden-Krise. Es geht ums Rechthaben der Mehrheit und um die Warnung an die anderen "Südstaaten", ja nicht dem griechischen Poker-Spiel zu folgen. Jeder weiß aber nun, wie brüchig, dieses Konstrukt ist, das ja leider nie ein idealistisches war.

Wer profitiert, wird am heutigen Sprung des DAX deutlich. Die hysterischen Reaktionen der Börsen nach oben und unten sind die Stunden der Spekulanten. Da muss sich einer nur die Kurse von vor drei Monaten anschauen. Im Prinzip hat sich nämlich in dieser Zeit gar nichts geändert, aber es wurden durch die Schwankungen Milliarden an Gewinnen eingefahren.

Putin lacht sich darob ins Fäustchen und feuert das Ablenkungsmanöver auch noch mit vorgezogenen Griechenland-Geschäften an. Wenn er sich in diesem Sommer noch Mariupol einverleibt, darf das nicht überraschen.

Aber ich wollte ja auf diesem Blog nicht politisch werden, sondern lieber feuilletonistisch bleiben.

Da mein Gastgeber-Land Italien ja mit Griechenland - was den wirtschaftlichen Europa-Exitus angeht  - gerne in einen Topf geworfen wird, möchte ich aus meiner persönlichen Sicht gerne einmal einen Vergleich über Gemeinsamkeiten und Unterschiede anstellen. Ich habe beide außerordentlich schönen, mediterranen Länder intensiv bereist und gerade die einfacheren Menschen aufgrund ihrer überschwänglichen Freundlichkeit schätzen gelernt:

Gemeinsamkeiten: 

Beide Nationen sind tief verwurzelt in der Antike und haben die Geschichte des Westens nachhaltig geprägt. Die Griechen politisch, indem sie die Demokratie erfanden. Die Italiener dauerhafter in puncto Staatsordnung, Wirtschaft, Verwaltung und Kunst. Beiden ist die individuelle Leidenschaft zu eigen. Aber ihre Eroberungen nach Norden und Osten - so weitreichend und prägend sie auch waren -
konnten Fremdherrschaften im Gegenzug bis zur Neuzeit nicht verhindern. Die Folge: Massive Blutbäder in Freiheitskämpfen.

In dieser Gegenwart werden beide Staaten sozialdemokratisch geführt, was aber eben nichts daran ändert, dass sie zu den lausigsten Steuerzahlern Europas gehören. Dass die Milliarden schwere Oberschicht quasi machen kann, was sie will. Nirgends an den europäischen Küsten ist die Flotte privater Jachten derart riesig und steht in derart krassem Gegensatz zum allgemeinen Lohnniveau. 

Obwohl ich die italienische Küche etwas mehr schätze, ist die kulinarische Kultur ja gerade bei uns in Deutschland von beiden Ländern nachhaltig geprägt worden.

Unterschiede:

Schon immer konnten die Italienern besser mit Geld umgehen, das ihnen nicht gehörte. Seit der Antike ist es Griechenland nicht mehr gelungen, seine eigenen Ideale umzusetzen und sich ohne fremde Hilfe vom Joch der Unterdrückung zu befreien. Wie das Nachbarland Türkei sind die Griechen bis in die jüngste Vergangenheit stetig in Gefahr von einer Junta regiert zu werden.
Im Zweiten Weltkrieg standen Italiener und Griechen in gegensätzlichen Lagern. Die Italiener als Aggressoren sind aber eindeutig schneller mit den Folgen fertig geworden als das "griechische Opferlamm". Es gab das "italienische Wirtschaftswunder" trotz kommunistischer Beteiligung an der Regierung, was zu dem Begriff Spaghetti-Kommunismus führte. Selbst eine medienstarke Kunstfigur wie der Oligarch Berlusconi konnte mit demokratischen Mitteln abgewählt werden. Italien ist trotz aller Streiks ein erfolgreiches Industrieland. Griechenland wird trotz aller Streiks durch seine Struktur ein Land bleiben,das extrem und vorrangig vom Tourismus abhängig ist.

Als Konsument muss ich jedoch auch sagen, dass das Bemühen um den Gast rund um den Stiefel einfach intensiver ist. Dass Mode und Stil hier prägender sind, hängt natürlich auch mit dem Auftreten der Politiker zusammen, und da ist zur Zeit gegen Matteo Renzi kein Kraut gewachsen. Er und seine Minister müssen nicht aufgrund von gespielter Hemdsärmeligkeit täglich von Kameras verfolgt werden. Europa weiß spätestens seit dem Ratsvorsitz der Italiener, dass hier ein charmanter und eleganter Vertreter der europäischen Idee mit großem diplomatischen Geschick agiert. Diesem Charme kann selbst unsere eher blaustrümpfige Kanzlerin kaum widerstehen...
Europa und Zeus haben es getan: Oil on Canvas 2011


Griechenland sollte sich vielleicht noch rechtzeitig daran erinnern, dass Europa eine Gestalt aus seiner mythologischen Kultur ist. Es muss sich ja nicht wie Zeus in einen Stier verwandeln, um es zu vernaschen...

Freitag, 19. Juni 2015

Selbst gebeizter Lachs mit Frittelle di Verdure

Nicht, weil heute Freitag ist, und schon gar nicht, weil die "Zweitbeste" verlangt hat, dass ich dieses leichte Sommer-Mahl an meine Leser weiter reiche, gibt es dieses Rezept. Sondern allein, weil mir sonst partout nichts einfallen will.

Ich kann der geneigten Leserschaft jedoch versichern, dass diese Rezepte nichts mit den gefälligen Reiberdatschi (Kartoffelpuffern) aus der Tiefkühltruhe und schon gar nichts mit dem industriell geräucherten Lachs zu tun haben, die jetzt gerne garniert mit einem Schopf  Karton-Kresse als letzter Küchen-Schick serviert werden.

Meine Kombi verlangt viel Arbeit und Vorausplanung auf den Zeitpunkt, an dem serviert werden soll:

1. Der selbst gebeizte Lachs

Wir haben hier bei dem traditionell höheren Fisch-Umsatz eine Frisch-Theke, aus der ich mir das passende Filetstück heraussuchen kann. Bei dem Fischhändler des Vertrauens sollte die untere Hälfte einer Lachs-Seite verlangt werden. Also die mit der Verjüngung zum Schwanz hin. Nicht nur, weil sie weniger Fett hat, sondern auch, weil beim Filetieren übersehene Gräten problemloser entfernt werden können. Die rund 600 Gramm mit Haut taugen als Vorspeise für vier oder als Hauptgang für zwei Personen.

Die Beize 

Auf der Burg haben wir es leicht mit frischen Kräutern, wir haben sie überall in Töpfen herum stehen und müssen nur soviel abschneiden, wie wir tatsächlich brauchen. Die Kräuter müssen fein dosiert werden. Viele machen den Fehler, weil sie den Rest der Bündel nicht wegwerfen wollen, zu überwürzen. Die grob gehackten, frischen Kräuter können aber konserviert mit Limonen-Saft gut eine Weile aufgehoben werden. Zum Beispiel für Salate.

Wer keinen Mörser hat, sollte eine feste Schüssel und einen Holzlöffel nehmen. Vom Mixer rate ich ab, weil sich die Kräuter-Säfte zu sehr vermischen...

Wir geben zwei Teelöffel grobes Salz und einen Teelöffel braunen Zucker in das Gefäß.
Dazu kommt eine kleine Zehe möglichst frischer oder gar grüner Knoblauch. Dann geben wir zwei Teelöffel vorher abgespülten grünen Pfeffer und die Kräuter hinein:
2 Tl gezupfter (nicht gehackter!) Estragon
2 El nur grob geschnittener Schnittlauch
1 Tl vom Stiel gezupfter, grüner Koriander
2 El vom Stil gezupfter Dill (wer Dill nicht mag, kann auch das Grün von einer Fenchel-Knolle nehmen)

Das Trockene wird nun mit sanftem Druck grob verrieben. Die Strukturen sollen erhalten bleiben. Dann sieht man beim Auftragen, wie gut die einzelnen Zutaten auf dem Filet verteilt sind.

Nun geben wir noch
2 Tl extra starken Senf 
2 Tl Honig und den Saft einer guten Limone
in das Gemisch. Auf keinen Fall irgend ein Öl!!!

Im Mörser sollte so eine gut streichbare Paste entstehen, die gegebenen Falles noch mit mehr Limonen-Saft geschmeidiger  gemacht werden kann. Deckel drauf und so lange ziehen lassen, bis wir das Lachs-Filet vorbereitet haben.

Das wird von beiden Seiten schön mit kaltem Wasser abgespült und dann mit Haushalts-Tüchern richtig abgetrocknet. Das Filet wird dann auf eine ausreichend bemessene Frischhalte-Folie gelegt.
Mit einem Spatel wird nun die Beize schön gleichmäßig nur auf der Fleischseite verteilt. Dabei macht es gar nichts, wenn seitlich etwas überläuft, weil das Filet ja nun in der Folie so verpackt wird, dass nichts mehr raus läuft und auch keine Luft mehr dran kommt.
Wer noch keine Übung hat, sollte jetzt helfende Hände haben. Vom Schwanz aus wird aus dem Paket nun eine Rolle gemacht, die dann in einen passenden Gefrierbeutel bugsiert werden muss. Der darf nur knapp passen, denn er soll beim Zuzwirbeln entsprechend Druck auf den dann möglichst luftleeren Beutel erzeugen.
Das Paket verschwindet danach fest verschlossen für mindesten drei Tage im Gemüse-Fach des Kühlschranks.

2. Frittelle di Verdure 

Zutaten:
Ein Stück Porree-Stange ca. 100 g
1 Zucchino                      ca. 100 g
4 mittelgroße fest kochende Kartoffeln
3 mittelgroße Karotten
4 El grob gezupfte Petersilie
1 Große Knoblauchzehe
2 Schäufelchen Mehl  nach Gefühl ca. 50 g
1 Ei
Pfeffer, Salz und Limonen-Saft  nach Gusto

Für die erste sechs Zutaten brauchen wir eine Reibe mit einer Seite, die grobe Zesten liefert. So ca. drei bis vier Zentimeter lange. Gleichmäßig von oben nach unten durchziehen und auf die Fingernägel und -Kuppen aufpassen!!!
Die Zesten in der Schüssel dann gut durchmischen und dann in ein feines Sieb zum Entsaften umfüllen. Dann das Zesten-Gemisch in ein sauberes Küchen-Handtuch geben und durch Zwirbeln mehrfach auswringen. Dann wieder zurück in die Schüssel.
Zu den Zesten jetzt das Mehl, die Petersilie und das Ei geben sowie mit reichlich Salz und Pfeffer beim Durchmischen abschmecken.
In einer Pfanne mit Oliven-Öl ausbacken. Das optisch beste Ergebnis erhält man durch Verwendung einer Loch-Kelle in üblicher Größe. Mit dem Spatel eine geeignete Portion flach festdrücken und dann in das siedende Öl kippen. Frittieren bis sich die Puffer leicht wenden lassen.

Die Zeit reicht aus, um gleichzeitig den Lachs servierfertig zu machen. Auspacken, die Beize gut abspachteln  und dann mit ausreichend breiter und scharfer Klinge vom Schwanz her zum Schwanz hin nicht zu feine Scheiben schneiden.

Diese mit den goldbraunen Frittelle, dekoriert durch ein paar aufgeschnittene Kirsch-Tomaten und Rucola-Blätter servieren.

Buon Appetito!

Dienstag, 16. Juni 2015

Ein kleiner Besuch

Ein altes chinesisches Sprichwort lautet:
Wer die Fenster weit öffnet, bekommt viel frische Luft und muss dafür aber die Fliegen in Kauf nehmen...

Damit Letzteres nicht passiert, haben wir vor fast allen Fenstern Fliegenrollos; Zanzariere.
Es scheint, dass vor allem die Jungvögel damit so ihre Probleme haben, denn bei den vielen Gewittern zur Zeit suchen sie möglichst schnell Unterschlupf, und da fliegen sie schon mal dagegen. Das macht aber nichts, weil die Zanzariere weich und elastisch sind. Das konnte die Bachstelze testen, die vorgestern  ins Schlafzimmer wollte.

Bei der Gelegenheit möchte ich auch nachtragen, dass "der Nachtigall", dessen Ausbleiben ich  auf diesem Blog noch vor ein paar Tagen bedauert habe, inzwischen eingetroffen ist. Er singt sein Lied diesmal in angemessener Entfernung zur "Zweitbesten". Was bei mir die Überlegung auslöste, ob die gefiederten Freunde entweder auf meiner Datenleitung sitzen oder jemanden haben, der ihnen von meinem Vogel für Vögel erzählt...

Wie anders ist der gestrige Besuch in unserem Wohnzimmer sonst zu erklären? Also ich liege mit schwerer Lektüre auf der Terrasse und werde durch ein Geflatter in der Konzentration gestört. Ich vermute Balz auf unserem Dach, und gehe der Sache dann nicht weiter nach. Am Nachmittag schreit meine Frau dann ganz erregt:
"Wir haben einen Vogel..."
"Weiß ich doch!"
"Nein wirklich! Hier sitzt ein winzig kleiner Piepmatz und fragt nach dir."

Dazu muss man wissen, dass unser Wohnzimmer unterm Dach von gewaltigen Eichenstämmen des mittelalterlichen Dachstuhls durchkreuzt wird. Das kann bei schneller Vogelflucht schon mal für einen schattigen Baum gehalten werden.

Der Piepmatz schaut mich an und beginnt seinen Gesang.
"Moment", sage ich,"das geht mir zu schnell"
Ich also wieder runter zum Computer, um heraus zu finden, mit wem ich es zu tun habe. Dann rufe ich noch die Stimmanalyse ab, um ihn wenigstens halbwegs verstehen zu können.

Wieder zurück im Wohnzimmer hat er es sich zum Vortrag auf einem Querbalken bequem gemacht. Es ertönt zunächst ein wundervoller Gesang und dann ein ungehaltenes Schnattern, dass ich mit meinen soeben erworbenen Kenntnissen folgender Maßen übersetze:


"Wieso kommen wir in deinem Beitrag nicht vor? Ist unser Lied nicht schön genug?"

"Oh nein lieber Grünfink. Er ist wunderschön. Ich konnte ihn nur nicht zuordnen. Verzeih mir!"

Dann kam erneut eine Grünfinken-Arie, die mit einem gnädigen Keckern abgeschlossen wurde:

"Also berichtige das bitte Vogelfreund! Übrigens. Gemütliches Wohnzimmer. Darf ich noch ein wenige bleiben, bis die blöden Falken weg sind?"

"Bleib so lange du willst. Nur bau kein Nest. Ich mache dir mal alle Fenster auf."

Am späten Nachmittag war der kleine Besuch dann wieder fort. Nicht ohne sich noch den Bauch  an den hängen gebliebenen Fliegen voll zu schlagen.

Die Schlussfolgerung: Wer keine Zanzariere hat, sollte zumindest Grünfinken haben.

Dies werden wissende Ornithologen vielleicht in Zweifel ziehen, denn im allgemeinen gelten die Grünfinken als Vegetarier.

Samstag, 13. Juni 2015

Lernen mit Geschichten

Das Schöne am Wohnen in historischen Gemäuern ist, dass der Phantasie freien Lauf gelassen werden kann. Wie ein Kind auf Suche nach Abenteuern streife ich nachts, wenn alles ruhig und nur spärlich beleuchtet ist, durch die Gassen und stelle mir vor, wie das Leben hier einst gewesen sein mag.

Mir ist es egal, ob Christoph Columbus in der Nachbar-Gasse tatsächlich geboren wurde, wie es das braune, offizielle Schild am Eingang des Dorfes verkündet. Bei mir ist das Fakt, dass Cousin und Cousine den künftigen Entdecker damals verbotener Weise gezeugt haben, und dass der Pfarrer hierzu seine kryptischen Eintragungen ins Geburten-Register vorgenommen hat. Dass ist Stoff, den ich weiterspinnen kann. Genauso wie die Geschichte des hier in  Familien-Fehde unter diversen Besitzern agierenden Grafen-Geschlechts.

Hat der Bergfried schon immer so ausgesehen?
Und haben hinter der kleinen Tür damals
tatsächlich Gefangene geschmachtet? 
Meine Krimis liebende "Zweitbeste" besteht immer darauf, die Wahrheit wissen zu wollen - auch wenn sie die Fakten bald schon wieder vergessen hat. Sie kennt auch die Verwandtschaftsverhältnisse unserer Nachbarn viel besser. Jedenfalls hat sie bei unserer Lebensmittelhändlerin ein Büchlein gekauft, dass die Gemeinschaft "a Lecca" über unsere Talschaft veröffentlicht hat. In diesem reich mit historischen Darstellungen und Fotografien bebilderten Bändchen finden sich in der Autorenschaft all die Namen wieder, die auch die Geschichte der Gemeinden seit dem Mittelalter geprägt haben.


Da unser Italienisch nach all den Jahren immer noch nah an lausig ist, haben wir jetzt vereinbart, gemeinsam in dem Büchlein zu lesen und die Fakten redlich zu übersetzen. Schon beim ersten Durchblättern alleine, musste ich jedoch feststellen, dass viele meiner Phantasien wohl an Dramatik verlieren werden. Denn obwohl die heutige Gemeinde fast wie die gesamte Provinz ständig hin und her geschachert wurde - mal den Genuesern, mal den Savoyern und sogar den Grimaldis "gehört" hat, scheint es nicht, als hätten sich die Einwohner hier jemals in ihrem ruhigen Alltag stören lassen.
So wurden die Erdbeben-Anker an unserem Haus offenbar nur wegen der verheerenden seismischen Aktivitäten in den Nachbartälern prophylaktisch angebracht. Denn obwohl die Erdplatten der Alpen und des Appenin kaum zehn Kilometer nördlich von uns aneinander stoßen, liegt die Burg in der heutigen Gefahren-Zone 3, was eher als ungefährlich gilt.

Die sonderbare Erhöhung des Burgplatzes, unter den ein Gewölbe unserer Cantina mindestens zwei Meter reicht, muss also gestalterische Gründe gehabt haben. Auch dass die Burg ihre Struktur mit dem Bergfried und dem dekorativenen Wehrgang behalten hat, ist eher den ausländischen Käufern zu verdanken, die den Ferienwohnungen einen romantischen Touch verpassen wollten.

Immerhin können die schroffen Felsen nicht lügen, auf denen unser Haus einst errichtet wurde, und die wir beim Ausbau der Cantina naturbelassen  und nicht verputzt haben.

Ach, man muss nicht alles wissen, wenn man weiter träumen will. Und vielleicht lernen wir ja aus den kleinen Geschichten; zumindest Italienisch...

Dienstag, 9. Juni 2015

Von wegen armer Lazarus!

Zu den Phänomenen im widersprüchlichen, menschlichen Charakter gehört die Tatsache, dass sich auch Menschen, die von Grund auf böse sind, von ihren Haustieren emotional bewegen lassen. Bei Gutmenschen gerät das Verhältnis Mensch-Tier leicht aus den Fugen des Realen. Dann werden Hamster, Wellensittiche, Pferde, Hunde und Katzen - was ihre Fähigkeiten und Talente angeht - gerne mal übermenschlich.

Meine Vermutung aus eigener Erfahrung ist hierfür, dass wir mit Tieren reden und ihnen vorbehaltlos manches anvertrauen, was wir Partnern nicht erzählen. Tiere hören kommentarlos zu, geben mit einem erlernten, aufmerksamen Mienenspiel vor, alles zu verstehen und holen sich dann gefällig ihre Streicheleinheiten ab. Sie können damit sogar zum Licht im Dunkel der Einsamkeit werden...

Von dem eigentümlichen Verhältnis unseres Nachbarn Vittorio zu seinem Kater Lazaro war ja schon öfter in den Briefen zu lesen:

Der zerrupfte Streuner, der sich niemandem zugehörig fühlte, wurde von dem einst bärigen Mann von der Piazza weg adoptiert. Vittorio, wegen einer komplizierten Operation im Kehlkopf-Bereich manchen Tages beim Sprechen behindert, peppelte den gelben Riesen mit vielen guten Sachen auf, herzte und küsste ihn, bürstete sein Fell und verbrachte Stunden in Zwiesprache mit ihm.

Lazaro dankte es ihm, indem er zu einer Art Katzen-Hund mutierte, seinem neuen Herrchen quasi "bei Fuß" auf Schritt und Tritt folgte und bei Abwesenheit so tat, als bewache er dessen Haus. Denn das erweiterte Karee der Piazza verließ er dabei nie.

Als wir in diesem Jahr zurück kamen, war alles anders. Vittorio ging nicht nur noch am Nachmittag zum Kartenspielen, sondern  machte sich nun auch vormittags schnieke angezogen mit seiner Ape auf den Weg hinunter in den Hauptort (die Zweitbeste vermutete natürlich sofort eine Liaison). Ich traute mich aber nicht, zu fragen.

In dem Maße, in dem sich sein Herrchen schmuck machte, verfiel Lazaro seinem früheren Vagabunden-Outfit. Der Winterpelz ließ ihn doppelt so dick erscheinen, auch wenn er verfilzt und auch mitunter verdreckt war. Als es heißer wurde, löste sich der Pelz langsam in großen Fetzen, so dass er noch erbärmlicher aussah. Seinem wunderhübschen, stolz löwenartigen Gesicht tat das aber keinen Abbruch.

Dass Herrchen jetzt öfter und länger fort war, schien sein Verhaltensmuster nur wenig zu verändern. Weiterhin warteten er eine Stündchen im Schatten auf der untersten Stufe zur Gasse, dann sprang er auf seinen Hochsitz über der Fontana, bis wir auf eine Tasse Tee auf unsere Bank kamen. Dann gesellte er sich zu uns. Nicht etwa, weil die Zweitbeste ihm dann meist ein Leckerli gab, sondern, um einfach nicht allein zu sein...

Die Zweitbeste sammelte zwar seine Fellfetzen auf, aber streicheln ließ er sich von uns nicht, auch wenn er ganz nah kam.

Es stellte sich Ende Mai heraus, dass er unserer Zärtlichkeit gar nicht bedurfte, denn die schönsten Katzen-Damen des Borgos gaben sich nun auf der Piazza ein Stelldichein. Es lief alles nach altbekannten Mustern ab.

Die Damen gaben hysterische Laute von sich, taten so, als hätten sie Angst vor Lazaro und flohen in Richtung einer der dunklen Torbögen. Nicht ohne scharf vor dem dunklen Schatten abzubremsen und einen heißen Blick zurück zu werfen. Dann hüpfte das Zottelmonster betont lässig und langsam von der Mauer und folgte im angemessenen Anstand.
Katzen-Dame auf dem Weg zu Lazaro

Nach einer Weile kam er diskret immer durch einen anderen Torbogen zurück zu uns, und grinste, als hätte er etwas viel besseres als ein Schälchen Sahne verputzt...

Bei seinem Anblick fiel mir ein älterer Reporter-Kollege ein, der mir in meinen Anfangsjahren unbedingt seinen reichen Erfahrungsschatz mit der Damen-Welt vermitteln wollte:

"Du kannst dich wochenlang schick machen und mit dem teuersten Duft auf Brautschau gehen, und es passiert nix. Dann gehst du nach einem Langstrecken-Flug unrasiert, verschwitzt und müde von der Reportage in deine Stammkneipe, nur um noch schnell ein Bier zu zischen. Und genau, wenn du es nicht erwartet hast, wirst du abgeschleppt..."

Wenn ich mich recht an ihn erinnere, hatte der Kollege ein Gesicht wie Lazaro und roch nicht gut.

Von wegen armer Lazaro! Es verwunderte mich nicht, wenn sich demnächst die Zahl gelber Katzen auf der Burg verdoppelte.

Samstag, 6. Juni 2015

Wenn die Nachtigall nicht stört

Schon ein paar Tage vor Beginn der italienischen Sommerferien ist die Burg wieder voller Bewohner. Um einen freien Parkplatz rund um den borgo zu bekommen, wird spekuliert und taktiert. Da es über Nacht gleich richtig Sommer geworden ist, richte ich mich bei der Hitze auf einen Belagerungszustand ein. Die Serrata magique gestern Abend am Hafen war so stimmungsvoll, dass ich ein paar Tage davon zehren kann. Ich werde also meine geistigen Zugbrücken hoch ziehen und meine Sinne einschalten. Wer die andere Hälfte des Jahres in einer Großstadt wohnt, erlebt das Erwachen eines Dorfes mit engen Gassen, wie einen Rücksturz in längst vergangene Zeiten. Die einheimischen Frauen holen sich Eimer voller Wasser von der Fontana auf der Piazza. Die Wenigen die ihre Oliven und Gärten noch selber bewirtschaften, waren schon beim Morgengrauen draußen und sind jetzt froh in den Schatten zu gelangen. Der übrig gebliebene Bruder der "Hundertjährigen Geschwister" berichtet mit seiner peitschend hohen Krächzstimme, wie sehr das Jahr doch hinten dran ist, und dass jetzt die Gefahr drohe, dass die sengende Sonne, den Saft aus dem Grün dörrt.

Es riecht nach frisch gebrühtem Kaffee und aufgebackenem Brot, und unsere von Jahr zu Jahr wachsende Vielfalt an Singvögeln gibt ihr Morgenkonzert dazu. Mal sehen, ob ich die herausragenden Stimmen vereinzeln kann:

Da ist vor allem die Blaumerle, die eine der schönsten Koloratur-Arien zum besten gibt. Die Nachbarin Folleto Buono hat einen Garten-Rotschwanz beim Baden in der Wasserschüssel für die Katzen erwischt. Ich habe im Computer gleich dessen Stimme abgerufen, und festgestellt, dass der Gesang tatsächlich zum morgendlichen Chor passt. Da mischt auch der Zaunkönig mit. So klein er ist, so mächtig ist sein Gesang. Die Tauben des Borgos sind schwerer zu bestimmen, weil sie vermutlich durch ihre traditionellen Briefboten-Dienste so durchkreuzt sind, dass ihre Lockrufe und ihr Gurren sehr unterschiedlich aber eindeutig sind. Bei den hier vorkommenden Lerchen muss man schon zweimal hinschauen, um sie nicht mit einfachen Spatzen zu verwechseln, aber wenn sie ihren wunderschönen Gesang anstimmen, ist es eindeutig. Wendehälse und Bergstelzen sind mehr Rhythmus-Geber als kreative Unterstimmen...

Es gibt bestimmt noch mehr Vogelstimmen, die erfolgreich zu analysieren wären, aber dafür bin ich nicht geschickt genug. So vielfältig der Gesang heute tagsüber ist, so totenstill ist - trotz der vielen Leute im Dorf - die Nacht. Die Sperlings- und Steinkäuze, sowie die anderen Eulenvögel, die noch vor ein paar Wochen, die Nacht mit ihren Rufen spannend gemacht hatten, haben wohl alle Partner gefunden, und gehen jetzt ihrem stillen Brutgeschäft oder gar schon der Aufzucht ihrer Jungen nach.
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Durch die Stille nächtens, ist das Fehlen der "Königin der Nacht, dem Wunder der Natur" extrem auffällig. Mit dem Beginn des Junis sollte sie doch hier sein: die Nachtigall. Eigentlich hat sie jedes Jahr auf unserem oder dem Dach gegenüber gesungen. Die "Zweitbeste" ist gar nicht so traurig darüber, denn der Gesang war ganz schön laut. Jedenfalls lauter als ihr Schnarchen.

Was könnte sie diesmal abgehalten haben? Also durchstöbere ich jüngste wissenschaftliche Erkenntnisse und komme aus dem Staunen nicht mehr raus:

Die gesamte Dichtung geht schon von falschen Voraussetzungen aus. Denn es ist nicht die, sondern der Nachtigall, der singt. Die Weibchen dieser Spezies sind nämlich ausgesprochen flatterhaft (?!) und fliegen stumm von Männchen zu Männchen, zicken rum und wählen nach ihrem Geschmack dann schließlich den besten Sänger aus, um sich zu paaren.

Als das in der Natur noch alles seine Ordnung hatte, flogen diese Zugvögel nach Afrika - beispielsweise Ghana - und übten dort einen Winter lang. Und das klang dort gar nicht harmonisch, wie Tonaufnahmen beweisen.

Wie unsere Mauersegler hier im Borgo mutiert die Nachtigall aber eben auch immer mehr zum Standvogel. Es kann also angenommen werden, dass Nachtigallen aus dem Norden einfach keine Lust mehr auf den weiten Weg nach Afrika haben, um ihren Gesang einzustudieren. Die männlichen Nachwuchssänger ohne entsprechende Vorbilder machen sich dadurch also gar nicht erst ans Üben, und zwitschern scheußlich drauflos. Das könnte so manche "Stimmabweichung" erklären.

Wie dem auch sei, mich würde das nicht stören, Hauptsache die Nächte sind nicht so totenstill.

Dienstag, 2. Juni 2015

Giorno del Ponte

Heute feiert Italien die Abschaffung der Monarchie und die Ausrufung zur Republik am 2. Juni 1946. Mal sehen, was hier im nächsten Jahr zur 70-Jahr-Feier von Bella Republica Italiana los sein wird. Denn durch den Brückentag ist die Costa dei Fiori schon seit Samstag außer Rand und Band.

Hier oben geht es eher friedlich zu, obwohl seit dem frühen Morgen viele Wanderer einer Art Tradition folgend über die Piazza der weißen Madonna auf unserem Hausberg zustreben. Udo und Marie unsere Künstler-Nachbarn haben sich auch auf den Weg gemacht. Der Himmel soll ja aufreißen, und uns zum Donnerstag hin endlich auch auf der Burg dauerhafte Temperaturen über 20
Grad bescheren. Am vergangenen Sonntag war unser erstes Cena in Piazza mit den Nachbarn jedenfalls noch leicht "bedröppelt" und bedurfte der Steppjacken und Pullover. Doch die Wetterharten hielten immerhin von fünf bis 22 Uhr aus.

Ein paarmal schon waren wir bei den Paraden unten in der Stadt und bewunderten unseren Elektriker Rosario, der ja auch der ehrenamtliche Teilzeit-Krankenwagen-Fahrer ist, in seiner schneidigen Uniform als ehemaliger Comandante der Alpini. Auch die berühmte Flugstaffel  Frecci Tricolori, die uns allen noch wegen der Tragödie von Ramstein vor 27 Jahren in Erinnerung ist, flog ihre Show schon mal über dem Hafen.

Was mich als Pazifisten  stets zu der Frage nötigt, wieso  Errungenschaften der Demokratie  bei Feiern immer noch von Waffengeklirre und Marsch-Formationen begleitet werden. Gerade in Zeiten, in denen die Welt an vielen Stellen von bewaffneten Auseinandersetzungen erschüttert wird...