Sonntag, 10. Juni 2012

Hörfehler

Zur Abwechslung mal wieder ein regulärer Burgbrief:

Wer in unserem Alter auf vier Etagen hinter Burgmauern lebt, der riskiert bei der verbalen Kommunikation hausintern schon mal das eine oder andere Missverständnis, obwohl wir manchmal durchs Haus brüllen wie die verschwundenen ligurischen Transport-Ochsen...

Da wird auch bei sturmerprobten Uralt-Eheleuten schnell mal eine phonetische Mücke zum beleidigten Hörfehler-Elephanten.

Schuld daran ist das neue Öko-Bewusstsein, das seit dem Regierungswechsel kraft Verordnung den schönen, großen Einkaufssäcken vom Supermarkt im Tal den Garaus gemacht hat. Völlig "ungrün" im Denken haben wir nämlich diese bunten und billigen Plastikdinger zum Auskleiden unseres Mülleinmers hergenommen und so bei deren Entsorgung als Müllbeutel verwendet.

Zwar haben wir immer noch einen kleinen Vorrat von denen, aber wir wollen ja bravdeutsch mit gutem Beispiel vorangehen, wenn wir unseren  Abfall oben an der Kirchenmauer von Santa Anna in die Tonnen werfen. Früher standen diese unter unserer Piazza, aber seit die Gemeinde spart, ist unten am Parkplatz ein großer Container und von oben kommt die Gemeinde-Ape zum Entleeren. Wir sind nicht unglücklich über die 150 Meter, die wir den Müll bergan tragen müssen, weil die Geruchsbelästigung an heißen Tagen früher nicht allzu angenehm war. Vor allem dann, wenn es in der unmittelbaren Nachbarschaft ein Fischgericht gegeben hatte, dessen Überreste in der Hitze weiterschmorten..

Was das ganze nun mit der zweitbesten aller Ehefrauen zu tun habe?

Wir verwenden jetzt diese ökologisch abbaubaren schieferschwarzen Einheitmüllsäcke, die von einer Rolle abgerissen und mit eingeschweißten Bändchen verschlossen werden. Verniedlicht hat die Hersteller-Firma diese Spazzy getauft, abgeleitet von Spazzatura. Da kommt eine Ahnung auf, oder?

Ja ich gebe zu, dass mir das mit der Adressierung an "die Zweitbeste" mitunter zu lang wird. Deshalb rutscht mir schon auch mal ein Schätzchen oder Spatzl heraus, um die Sache kurz zu machen. Nun hört aber die Zweitbeste auch nicht mehr wirklich gut. Gleichzeitig habe ich mir mit den Jahren der Altersvereinsamung aber auch angewöhnt, entweder mit mir selber zu reden oder mit den Gegenständen , die ich gerade suche.

Ein Beispiel: "Wo bist du nur du doofer Korkenzieher?" Und wenn er da hängt, wo er üblicherweise hingehört:
"Da hängst du so rum und sagst nichts." Ganz schön weggetreten - oder?

Lebernsgefährlich wurde das ganze kürzlich bei der Suche nach den Müllsäcken, die natürlich auch da lagen, wo sie hingehören:

"Ja, wo bist du denn, du Spazzy?" frage ich unten a priori in die Küche hinein.

Die Zweitbeste oben zwei Stockwerke höher auf der Terrasse, die aber da normalerweise gar nichts hört: "Was ist denn?"
Ich unten: "Ich rede doch gar nicht mir Dir!"
Sie oben: "Mit wem redest du denn da???"
Ich unten:"Mit niemandem!"
Sie oben:"Aber du hast doch gerade gefragt, wo bist du Spatzl."
Ich unten seufzend: "Quatsch, ich wollte nur den Müllbeutel."
Sie oben: "Du sagst allen Ernstes zu mir Müllbeutel. Warte, bis ich runterkomme!"
Das ganze in einer Lautstärke, wir mir dabewusst wurde, die durch die Gassen des üblicherweise ausgestorbenen Borgos bis an dessen oberes Ende hallt.
Ich unten: "Ich sage jetzt gar nichts mehr."
Sie oben: "Wird auch gut so sein!"

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