Sonntag, 29. Oktober 2023

Lebenszeichen in eigener Sache

Zunächst herzlichen Dank an alle, die mich in der "Sendepause" nicht vergessen haben und immer noch monatlich vierstellig auf meine Blogs zugreifen, um alte Texte zu lesen.

Im vierten Anlauf nach vier Monaten Klinik ist die neue Hüfte nun drin, und ich muss nur noch die 50 Prozent Belastungsfähigkeit abwarten, damit ich am 10. 11. endlich mit der Reha beginnen kann. Im Moment kreisen alle meine Gedanken noch um Schmerzen, und das Bangen, ob das Implantat sich nicht doch wieder einen Keim eingefangen hat. Ich gehöre nicht zu den Textern, die ihre Leser immer gleich in Buchform an ihren Leiden teilhaben lassen. Deshalb müsst Ihr leider noch auf neue Texte warten.

Ehrlich gesagt könnte ich aber auch nur mit Schaum vor dem Mund schreiben - bei dem was ein Haufen Irrer zur Zeit aus unserer schönen Welt macht. Liegt vielleicht auch daran, dass ich nach einem Gewichtsverlust von über 20 Kilo im wahrsten Sinne dünnhäutiger geworden bin und die tägliche Flut an erfundenem TV-Mord und -Totschlag mir angesichts der realen Gewalt auf Erden fast unerträglich erscheint.

Mal sehen, ob ich da wenigstens für meinen ultimativen Weihnachtskalender rechtzeitig in Stimmung komme...

Sonntag, 30. Juli 2023

Der letzte Brief

 Irgendwie war in unseren italienischen Momenten heuer von Anfang an der Wurm drin, aber so lautet eben Murphys Gesetz.

Ich verschone Euch mit den Highlights der ĺetzten Tage. Nur soviel: Es musste ein neues Hüftgelenk her, und jetzt warte ich auf meinen Rücktransport zur Reha nach Deutschland.

Vor ein paar Tagen dachte ich, dass wär's ein für alle mal von der Burg, so weit hatte sich meine Motorik vom Körper entfernt. Aber dann müsste ich an meine Freundin, die Bürgermeisterwitwe, denken, die sich mit über 80 noch zwei Hüften hat einbauen lassen. Mit 84 zieht sie hier oben ihren Einkaufswagen treppauf, treppab und ist fast beleidigt, wenn man ihr Hilfe anbietet.

Das müsste mir doch auch gelingen. Noch bin ich allerdings derart traumatisiert, dass der Weg zurück in die Zukunft mir unendlich lang erscheint.

Wenn zwei Stufen Reha vollbracht sind, ist auch der Sommer vorbei und eine nochmalige Rückkehr nach Ligurien eher unwahrscheinlich.

Wann ich in unserem Appartement im Glashaus das Steinewerfen wieder aufnehmen kann, ist ja auch noch fraglich.

Es würde mich glücklich machen, wenn Ihr meine Posts auch nach mindestens einem Monat Pause weiter in steigender Zahl frequentieret...

Ciao by nie!

Sonntag, 23. Juli 2023

Mitleid in Mitleidenschaft

 Selbst so in Mitleidenschaft gezogen, bin ich doch überrascht, dass mein Mitleid für meinen Bettnachbarn Jon doch größer ist, als die Besorgnis, wie es mit mir in den nächsten Tagen weiter geht.

Was das über meinen Gemütszustand  aussagt, versuche ich noch zu ergründen.

Jon ist ein sportlicher Mittfünfziger, dessen zwei bildhübsche Töchter ihn im Wechsel mit ihrer Mutter täglich besuchen und zusätzlich versorgen. Ihn im Rollstuhl aus der Enge unseres Zimmers herauszufahren, dafür reicht die Personaldecke der Pflege nicht,

Jon hat am linken Oberarm ein flächiged Tatoo im Maori-Style, und  wenn man sich die Mädchen genauer ansieht, ranken sich an ihnen filigrane, farbige  Märchenmotive unter den Sommerblusen.

Obwohl  wir täglich öfter miteinander reden,  sparen wir aus, was uns widerfahren ist. Demnach hat es Jon viel schlimmer erwischt als mich, denn er ist schon seit über einem Monat hier, ohne dass sich wohl etwas gebessert hätte.

Er beklagt sich nicht, aber ich höre ihn stöhnen, wenn er nachts den Spannmechanismus seiner Orthesen nachjustiert. 


Samstag, 22. Juli 2023

Krankenhaus-Geschichten

 2. Und dann kam der Hundertjährige mitten in der Nacht und verschwand gleich wieder. Aus dem Fenster konnte er ja nicht. Das  liegt im vierten Stock hoch über Sanremo und ist aus gutem Grund nicht zu öffnen.

Als er im Morgengrauen plötzlich wieder im Bett lag, kam Leben in den liegenden Dreimännerbund. Ich verstehe nicht alles, was er sagt, und manchmal  kommentiert er auch nur  sein Hörbuch, das ihn flach liegend wie weggetreten wirken lässt. Dass er ein respektierter Mann ist, macht auch  sein Umgaang mit den weiblichen Pflegekräften deutlich. Dann kommt noch täglich ein hochgewachsener Mann, der ihn liebe- und  respektvoll mit Padrino anspricht, um ihm von Tagesaktualitäten zu erzählen,

Jetzt weiß ich ein wenig mehr über den Dottore. Gestern ist Giuseppe 100 Jahre alt geworden. Es könnte leicht sein, dass er noch ein paar Jährchen  draufpackt.. 

Forte Flusso

 Krankenhaus-Geschichten mag man nur hören, wenn man gerade eine glücklich überstanden oder schon genug Abstand zu ihr gewonnen  hat. Aber deshalb keine Bange. Ich werde Euch nicht zumuten, darob dem Mitleid zu verfallen.  Aber neben all dem täglichen Leid muss einer auch mal der Ironie freien Lauf zu lassen:

1. Unser malträtierter  Gesundheitsminister sieht ja leider immer so aus, als hätte man ihn für den Schleudergang zu lange in der Trommel gelassen. Deshalb stellte ich ihn mir heute Nacht in umserm Dreibettzimmer mit beägstigend tief eingehängter Decke vor, dass er  als Professore Carlo Forteflusso gegen die täglichen Unwägbarkeiten dieses seit Jahrzehnten konglomerat aus sich herauswuchernde Klinikums angeht. Dann werden Sie sehen - Herr Minister - Dass sie es als Lauterbach ganz gut hinbekommen haben, eines der besten Gesundheitssysteme der Welt nicht nur durch Krisen zu führen. Vielleicht schaffen sie das Ehrgeizigste ja nicht. Dann haben wir es aber immer  noch besser getroffen als Italien...

Morgen schreibe ich von meinem Bettnachbarn Giuseppe, der heute Geburtstag feierte



Donnerstag, 20. Juli 2023

Transport-Logistik

 Zugegeben - eine leichte Liebe war Casanna  in all den 23 Jahren nicht. Dazu verlangte sie einem viel zu viel ab.  Zurück gab sie Schönheit und Willkommen, aber mitunter blieb sie doch einiges schuldig. Vor allem dann, wenn sie neben einer liebevollen Ausbesserung mal wieder das nächste Bruchstück auf den Teppich warf.

Aber erst als wir alle Peobleme endlich von Experten lösen ließen, war es das einst erträumte Domizil in Italien. Es ist trotz aller Umbauten ein verwinkeltes Haus, das wohl zu Beginn des 16. Jahrhunderts seinen Baubeginn erfuhr. Je älter wir werden, desto riesiger erscheint es uns. Wegen der Sicherheit hatten wir an Gefahrenstelllen extra Handläufe installiert. Aber wenn gerade auf so einer schönen Treppe uns der schlimmste Unfall ereilt, dann müssen wir uns eingestehen, unser Haus wird wie alle andren hier mit den Jahren immer gefährlicher. Dass jemand nach einem Sturz in seinem Haus schon vom ADAC  heimugeholt werden musste, hatten  wir schon öfter. Mit meinem gleichschweren Nachbarn  Moritz geriet die Freiwillige Feuerwehr  auf einem zu.gewagten Weg aus dem Borgo in die Klemme. Die Bare hatte sich so fest gefressen, dass der arme Moritz eine Stunde auf das Ersatz-Gerät warten musste, ehe ihn die Vigili del Fuoco rausgeschmitten hatten.

Und dann kommt der nicht gerne schwere Rettungaufgaben provozierende  Obelix und beweist, dass jeder Verletzte aus  Castello heraus geholt werden kann. Es braucht nur einen Plan.

Der.Blogger erinnert sich.nicht gern, wie er per Feuerwehr aus dem vierten Stock vom Glashaus gekurbelt wurde. Aber auch die Aussicht an einem Heli hängend nach Sanremo zu gondeln, stimmte ihn nicht hoffnungsfroher.

.Auch in Italien scheint es ein Wettrennen der Ambulanzen zu geben. Jedenfalls war die eine schon unter der Burg zu hören, während die Einsatzleitung einer anderen noch haarklein  alles wissen wolĺten.

Ob sich die beiden Ersten über ihre Schnelligkeit lang freuen konntenbleibt fraglich. Jdenfalls machten sie gute Mine zum professionellen Spiel. Als sie meine 130 Kilo Elend so abschätzten, riefen sie schon nach Verstärkung. Kurze Zeit später waren die zu zehnt. Wie die alle auf der engen Treppe samt meiner.zurecht kommen wollten?

Ich hatte offenbar viel von der Arbeit meiner Bergwacht-Fteunfe vergessen, denn.es klappte wie am Schnürchen oder sollte ich besser sagen - am Seil: Vier hinten mit zwei Seilen am Rettumgsbrett, die zwei Stärksten zum Bremsen vorne. Zwei mit ungelenkten Seilen als Sicherung von.der Balustrade. Aber damit waren die engen Winkel noch  nicht ausmanövriert.  Türen mussten raus, vollgepackte Schränke bis an ihre Belastungsgrenze verschoben werden. 

Ich machs jetzt kurz: Die schlimmsten Schmerzen.meines Lebens hätte ich durch den Formel 1-Aspiranten am Steuer des Sankas..



Dienstag, 18. Juli 2023

Behindert

 Als die Olympiade für Sportler mit Handicap aus Berlin übertragen wurde, habe ich tatsächlich mal wieder Sport geguckt. In Erinnerung blieb mir von allen eine junge Gymnastin mit  Downdyndom

 Als sie ihre Übung beendet hatte, breitete sich auf ihrem Gesicht ein derart zufriedenes und glückliches Vollbracht aus, dssd ich sie fssr ein wenig beneidete. Inklusion von der schönstem Seite darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass es weiter erhebliche Defizite gibt. Vor allen in.den Köpfen der Normalos. Auch ich muss mich im Umgang  immer wieder zusammenreißen...

Seit dem vergangenen Wochenende weiß ic - hoffentlich nur vorübergehend  - was es bedeutet, wenn einem 80 Prozent  der Körperfunltionen aufgrund von Schmerzen nicht mehr zur Verfügung stehen. Ein Segen, dass ich die "Fürsorglichste" an meiner Seite  habe.